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Wahlkampfgespräch: "50 Prozent Bio bis 2025"

50 Prozent Bio bis 2025: „Hamburg muss einen eigenen Weg gehen – und ausreichend Mittel zur Verfügung stellen“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diskussion mit Hamburger Politikerinnen und Politikern über Ernährungsstrategie und Entwicklung der Bio-Stadt / Forderung nach ehrgeizigeren Zielvorgaben: mindestens 50 Prozent Bio-Anteil bis 2025

 

Hamburg, 15.01.2020. Am Freitag, den 10. Januar diskutierten Hamburger Politikerinnen und Politiker auf Einladung von hamburg.bio e. V. und der GLS Bank über das Thema „Wie viel Bio will Hamburg sich leisten?“. Gert Kekstadt (SPD), Ulrike Sparr (Bündnis 90/Die Grünen), Stephan Jersch (Die Linke) und Dr. Kurt Duwe (FDP) stellten dar, wie sie die Ziele des Netzwerks erreichen wollen und welche Ansätze die jeweiligen Wahlprogramme dafür bieten. Der Vertreter der CDU hatte kurzfristig abgesagt.

 

Hamburg.bio-Vorstand Karl Wolfgang Wilhelm hob in seinem Eingangsstatement hervor, dass seit dem Beitritt Hamburgs zum Biostädte-Netzwerk Ende 2016 bereits eine Menge geschehen sei. Im Bereich der Gemeinschaftsverpflegung müssen aber noch enorme Anstrengungen gemacht werden, um bis 2025 mindestens 50 Prozent Bio-Anteil zu realisieren, so Wilhelm weiter: „Hamburg muss einen eigenen Weg gehen – und ausreichende Mittel zur Verfügung stellen. Wie das passieren soll, wollen wir heute von den Parteien erfahren.“

 

Thema: Mehr Bio in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung

Zur Frage, wenn Sie frei in der Entscheidung wären, wie viel Bio-Anteil sie in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung – also etwa in Schulen und Behörden-Kantinen – anstreben wollen, antworteten die Vertreterinnen und Vertreter der Parteien wie folgt:

 

Gert Kekstadt (SPD): „Wir brauchen hundert Prozent regionale Produkte. Und dann können wir den Bio-Anteil nach und nach steigern, so weit die regionale Agrarwirtschaft in der Lage ist, Bioprodukte anzubauen.“

Ulrike Sparr (Bündnis 90/Die Grünen): „Wenn wir eine ideale Welt hätten, würde ich sagen: hundert Prozent Bio. Denn wir brauchen den Ökolandbau für den Schutz der Artenvielfalt, für Biodiversität, die Böden und für den Klimaschutz.“ 

Stephan Jersch (Die Linke): „Man muss immer gucken: Woher kommen die Lebensmittel, welche energetische Gesamtbilanz haben sie? Also hundert Prozent regional, und dann nach Möglichkeit Bio.“

Dr. Kurt Duwe (FDP): „Wir wollen 100% gesunde Ernährung, davon möglichst viel regional und dann Bio. Erste Priorität muss aber die gesunde Zusammensetzung haben. Hundert Prozent Bio werden wir nicht erreichen.“ Er betonte, dass man die Möglichkeit eröffnen sollte, viel mehr Biolebensmittel zu erzeugen und zu vermarkten: „Dann werden sich die Preise reduzieren.“ Die Stadt solle außerdem bei den Wochenmärkten ansetzen, um Vermarktungsmöglichkeiten zu fördern, so Duwe.

Gert Kekstadt (SPD) führte im Hinblick auf Ausschreibungsvorgaben an, dass es beim Schulessen die Möglichkeit gebe, dass die Schulen Verträge mit den Caterern zu bestimmten Rahmenbedingungen schließen können: „Dann können wir viel stärker steuern hinsichtlich Regionalität und Bio. Und da muss es hin – in den Vertrag mit dem Caterer. Und natürlich in die Köpfe der Menschen.“ 

Stephan Jersch (Die Linke) betonte: „Zum Ressourcenschutz gehört eine ordentliche Ernährung – und entsprechende öffentliche Mittel – da, wo die öffentliche Hand bestellt. Das gehört in den Haushalt der Freien und Hansestadt Hamburg!“ Steigende Lebensmittelkosten müssten dann aber auch seitens des Bundes sozial abgefedert werden, so Jersch – zum Beispiel bei Hartz-IV-Sätzen. „Und: Wir brauchen deutlich höhere Prozentsätze bei der öffentlichen Hand, da müssen wir mittelfristig bei mindestens 30 bis 50 Prozent landen“, so Jersch weiter.

Ulrike Sparr (Bündnis 90/Die Grünen) ergänzte: „Wir müssen dafür sorgen, dass alle, die nicht so gut gestellt sind, die Möglichkeit haben, qualitativ gutes Essen zu bekommen. Und da kommen wir möglicherweise an einen Punkt, dass mehr Geld ins System muss.“ Hamburg solle sich so viel Bio leisten, wie der Markt hergebe – auch unter dem Gesichtspunkt Regionalität, so Sparr.

 

Thema: Umstellung landwirtschaftlicher Betriebe

Zum Themenbereich der Förderung der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft waren sich die Vertreterinnen und Vertreter der Parteien bis auf die FDP weitgehend einig, dass landwirtschaftliche Pachtflächen, die im Eigentum der Stadt Hamburg sind, möglichst nur noch an ökologische Betriebe gehen sollen. 

 

Stephan Jersch (Die Linke): „Bei der Bio Umstellung sind Investitionen notwendig, der Betrieb hat eine Anlaufzeit. Die Stadt muss für Betriebssicherheit sorgen. Da reicht das agrarpolitische Konzept noch nicht aus. Bereiche neben dem Obstbau wie Gemüse- und Ackerbau könnte noch mehr Sicherheit vertragen.“

Dr. Kurt Duwe (FDP): „Die Betriebe brauchen langfristige Perspektiven – möglichst sogar über 50 bis 100 Jahre. Die Pachtflächen der Stadt sollen für Landwirtschaft reserviert werden und nicht nur als Ersatzflächen vorgesehen sein.“

Gert Kekstadt (SPD): „Die Flächenkonkurrenz haben wir überall. Wir weiten auch Naturschutzgebiete aus, das kann zu Lasten von Agrarbetrieben gehen. Wenn man gleichzeitig den Biolandbau erweitern möchte, steht das im Hinblick auf die Flächen nicht im Gleichklang. Das passt nicht zusammen. Hier müssen Gesellschaft und Politik Prioritäten setzen.“

Ulrike Sparr (Bündnis 90/Die Grünen): „Das ist richtig. Wir sind eine wachsende Stadt, wir wollen Naturschutz, wir wollen aber auch die Landwirtschaft in der Stadt halten. Sie gehört zu Hamburg! Aber wir brauchen auch landwirtschaftliche Produkte aus dem Umland, das wird immer so sein.“

 

Forderung nach verbindlichen Zielvorgaben

Zuhörerin Christina Zurek (Ökomarkt e. V.) sagte: „Wir brauchen verbindliche Ziele! In den Städten, in den wir die haben, da passiert was. Verbindliche Ziele wären ein echter Schlüssel für Hamburg.“ Dafür bekam sie Applaus aus dem Publikum. 

Ulrike Sparr (Bündnis 90/Die Grünen) antwortete, die aktuell im Umweltleitfaden festgeschriebenen zehn Prozent seien ja verbindlich, und sie habe den Eindruck, es bewegt sich bereits etwas. „Das heißt nicht, dass wir dabei stehenbleiben sollen“, so Sparr zum Abschluss der Diskussion.

 

Pressematerial

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